Was wir glauben. Und was nicht.

In sieben Disputationen diskutieren wir Glaubensinhalte, die fragwürdig geworden sind.

Jede Disputation ist einem bestimmten Thema gewidmet. Zu diesem Thema stellen jeweils drei Pfarrpersonen Thesen auf, über die sie dann live in’s Gespräch kommen. Dabei kann es natürlich durchaus auch kontrovers zu- und hergehen. Eine vorgängige Verständigung über die jeweiligen Positionen wird es nicht geben und das Gespräch wird auch nicht vorbereitet, es wird lediglich moderiert.

Kommen Sie, hören Sie zu und, wenn Sie mögen, diskutieren Sie mit! Kritische Anfragen sind ebenso willkommen wie pointierte Stellungnahmen.

Eine Übersicht über alle Disputationen 2023 finden Sie hier.

 

Am 29. Januar 1523 fand in Zürich eine denkwürdige Veranstaltung statt, die als «erste Zürcher Disputation» in die Geschichte eingehen sollte. Vor grossem Publikum stellte Huldrych Zwingli seine neue Glaubenslehre vor und zur Diskussion.  Dieser neue Glaube, zu dem Zwingli in Auseinandersetzung mit der Bibel und dem zeitgenössischen Humanismus gefunden hatte und den er seit einigen Jahren von der Kanzel des Grossmünsters verkündete, widersprach der herrschenden römisch-katholischen Lehre und hatte auch in der Bevölkerung für erheblichen Aufruhr gesorgt: Was sollte man nun glauben? Was nicht mehr?

Dass der Zürcher Rat zu Gunsten der neuen Lehre entschied und der Reformation grünes Licht gab, war freilich nicht nur theologisch begründet und zudem einem Vorentscheid geschuldet, nämlich dem, dass nur biblisch argumentiert werden dürfe. Da hatte Zwingli gegenüber seinen altgläubigen Gegnern die Nase von vornherein vorn! Dieses reformierte Credo, dass es in Glaubensfragen keine andere Autorität gäbe als das Wort Gottes, das uns in der Bibel offenbart worden ist, gilt bis heute. Dabei ist dieses Credo mittlerweile doch etwas fragwürdig geworden: Wissen wir nicht längst, dass die Bibel Menschenwerk ist und mitnichten Wort Gottes?

Die Autorität der Bibel ist bei weitem nicht das einzige reformatorische Credo, das dringend auf den Prüfstand gehört: Wie können wir zum Beispiel immer noch glauben, dass die Welt Gottes Schöpfung ist und der Mensch die Krone derselben? Belehrt uns die Naturwissen­schaft nicht eines Besseren und fordert die Ökologie nicht eine andere Sicht? Und wie ist es mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu und sollte sein Tod tatsächlich zu irgendetwas gut gewesen sein? Können wir noch an einen Gott glauben, der seinen Sohn schlachten lässt wie ein Opferlamm zur Rettung der Sünder?

Vieles ist fragwürdig geworden. Was für ein Gottesbild haben wir überhaupt? Gehen christlicher Glaube und Feminismus zusammen? Ist Gott auch Göttin? Und gibt es wirklich nur einen? Und wie hält es der Heilige Geist mit dem Zeitgeist? Wozu braucht es die Kirche? - Viele Fragen, die sich Zwingli nie stellten, stellen sich heute, manche auch erneut und verschärft. Auch ganz grundsätzliche: Kann man überhaupt noch ‘was glauben? Und falls ja: Warum sollte man?

500 Jahre ist es her, seit der ersten Zürcher Disputation. In der Überzeugung, dass "ecclesia semper reformanda" und der Glaube immer wieder zu revidieren ist, nehmen wir Pfarrer:innen dieses Jubiläum als Anlass und laden 2023 zu sieben Säuliämtler Disputationen ein - zu Fragen, von denen wir meinen, dass sie eine offene Auseinandersetzung wert sind. Natürlich dürfen Sie einfach nur zuhören, aber selbstverständlich dürfen Sie auch mitdiskutieren. Mag es heute, anders als vor 500 Jahren, auch nicht mehr um Tod oder Leben gehen, so geht es doch mehr denn je um Glaubwürdigkeit: Kann man heute immer noch reformiert sein und trotzdem bei Verstand und auf der Höhe der Zeit sein? Finden Sie's raus! 

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Reformierte Kirchgemeinde Knonauer Amt
Zürichstrasse 94
8910 Affoltern am Albis
Tel044 552 73 50
E-Mailkirche@ref-knonaueramt.ch

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