Bezichtigt, gefoltert, hingerichtet
Hexenverfolgung in Zürich
Am 21. Juni und am 5. Juli gehen wir, geführt von zwei Historikerinnen, dem Hexenwahn in Zürich nach. Anschliessend bieten wir für alle, die das Bedürfnis danach haben, Raum für Austausch und offene Fragen.
Zwischen 1487 und 1701 wurden im Zürcher Hoheitsgebiet 80 Frauen und 5 Männer als «Hexen» hingerichtet. Unter den Hingerichteten waren auch sechs Säuliämtlerinnen. Zwei weitere wurden unter Anklage gestellt, liessen sich trotz schwerster Folter jedoch kein Geständnis abpressen und wurden freigesprochen. Bis heute lehnt es der Zürcher Regierungsrat ab, für die auf Geheiss seines Rechtsvorgängers grausam misshandelten und ermordeten Menschen ein Mahnmal zu errichten oder auch nur eine Gedenktafel anzubringen. Und die Kirche?
Erinnern und Verstehen
Auf einem fast zweistündigen Rundgang durch Zürichs Altstadt erfahren Sie, was die Hintergründe der damaligen Verfolgungen waren: Welche Motive steckten dahinter und was wurde den "Hexen" konkret vorgeworfen? Wie lief ein Hexenprozess ab? Wie spielten weltliche und kirchliche Instanzen dabei zusammen? Und warum wurden eigentlich vor allem Frauen der Hexerei bezichtigt? Besuchen Sie mit uns die Zürcher Orte der Hexenverfolgung, setzen Sie sich mit Einzelschicksalen auseinander und lernen Sie namentlich auch Agatha Studler kennen, die einzige als «Hexe» hingerichtete Stadtzürcherin.
Das Angebot
Diese Führung wird zwei Mal angeboten: am 21. Juni und am 5. Juli. Sie beginnt, abgestimmt auf den ÖV, kurz nach halb zehn beim Zürcher Rathaus und endet beim Fraumünster. Zum Abschluss laden wir dazu ein, der Opfer der Verfolgung zu gedenken und haben anschliessend, falls das Bedürfnis besteht, auch noch Zeit, das Gehörte gemeinsam zu verarbeiten und zu diskutieren. Da die Teilnehmendenzahl begrenzt ist, bitten wir um eine baldige Anmeldung. Der Unkostenbeitrag beträgt 20 Franken.
Die Zumutung
Bitte beachten Sie: Sie werden an diesem Vormittag mit Fakten konfrontiert, die schwer auszuhalten sind, und es ist verstörend, dass Menschen anderen Menschen so viel Leid zufügen können. Vieles ist auch irrational und wird unverständlich bleiben. Spüren Sie gut nach, ob Sie sich diese Führung zumuten wollen und auch können. Wenn ja, freuen wir uns, wenn Sie dabei sind. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Eckdaten:
Samstag, 21. Juni, und Samstag, 5. Juli, Treffpunkt um 9.25 vis-à-vis des Zürcher Ratshauses (Limmatquai 56).
Die Anreise erfolgt individuell oder in der Gruppe mit der S 5 um 8.52 ab Affoltern.
Unkostenbeitrag: 20 Franken.
Anmeldung bei Pfarrrerin Bettina Bartels per Mail oder 044 761 60 15. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, ob Sie sich für den 21.6 oder den 5.7. anmelden.

Co-geführt werden die beiden Rundgänge von Fabienne Dubs. Die im Säuliamt wohnhafte Historikerin ist seit vielen Jahren bei Frauenstadtrundgang Zürich engagiert und hatte 2018 auch die Projektleitung beim Erarbeiten dieses Rundgangs inne.
Bild oben: Anders als die meisten «Hexen» wurde Agatha Studler nicht verbrannt, sondern in der Limmat ertränkt.
Quelle: Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich, MS F13 fol. 90