Pfarrerchronik

Pfarrerchronik

Eine Pfarrerchronik

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Auf der Suche nach einem Vorfahren hat uns Harry Maser aus Florida zu einem Buch geführt, in dem alle Pfarrer von Affoltern seit der Reformation bis 1851 aufgelistet sind.
Herbert Gübeli hat mit Hilfe dieser und anderer Quellen eine vollständige Pfarrerchronik erstellt von 1515 bis ins Jahr 2002.
Vieles könnte von den insgesamt 34 Pfarrerinnen und Pfarrer im reformierten Pfarramt Affoltern erwähnt werden, nur wenig hat hier Platz: So zum Beispiel das Engagement von Johann Heinrich Zwingli. Mit einem Brief versuchte er bei seinen Vorgesetzten den Bau eines Schulhauses zu erwirken. Zuvor hatte er schon von der Kanzel aus eifrig dafür geworben. Und es bedurfte drei weiterer Briefe, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Dank seiner unermüdlichen Initiative wurde im Jahr 1671 zwischen Pfruendhof und Kirche die erste Schulstube von Affoltern erbaut.
Wer sich für solche Geschichten interessiert, musste bisher in den Archiven nach Angaben und Hinweise suchen. Seit dem Jahr 2003 sind nun aber Angaben zu sämtlichen Pfarrpersonen, die seit der Reformation im Affoltemer Pfarramt tätig waren, zugänglich geworden. Der langjährige Oberstufenschulpfleger Herbert Gübeli hat sie aus Akten und Archiven zusammengetragen und damit einen überaus wertvollen Beitrag zur lokalen Kirchengeschichte geleistet. Sein Pfarrerbuch ist reich bebildert und gibt auch einen guten Einblick in die Entwicklung der Gemeinde. Das gediegene Werk ist nicht nur eine grosse Bereicherung für das Dorfmuseum - wo es einzusehen ist -, sondern auch ein wunderbares Geschenk an die Kirchgemeinde und alle geschichtlich Interessierten.
Für Interessierte eine spannende Lektüre. Zum Beispiel kann man daraus erfahren, dass die Kirchgemeinde Affoltern bis zur Reformation der Pfarrei Lunkhofen angehörte. Dass es in Zwillikon bereits um 1300 eine eigene Kapelle gab, die später in ein Wohnhaus umgebaut wurde, das noch heute steht. Und dass unser Pfarrer Schneebeli vermutlich früher «Schneebelein» geheissen hätte. Allerdings findet sich in der Pfarrchronik von Herbert Gübeli nebst Amüsantem und Erfreulichem auch viel Trauriges, Zwiespältiges und Schweres. Pfarrer Jakob Näf zum Beispiel, der noch die Um- und Aufbrüche der Reformation miterlebte und 1528 an der Berner Disputation teilgenommen hat, ist im Oktober 1531 in der Schlacht von Kappel umgekommen. Sein Nachfolger Josua Haas hat die Pfarrstelle 1532 angetreten, wurde aber noch im gleichen Jahr wegen «seltsamen leichtfertigen und schimpflichen Worten und Weisen» wieder abgesetzt. Auch sonst scheint der eine oder andere kein Blatt vor den Mund genommen zu haben. Und der gleichnamige Sohn des bereits erwähnten Johann Heinrich Zwingli soll gar einen Jugendlichen angeschossen und gefährlich am Kopf verwundet haben, «als er im Herbst 1682 sein Obst und seine Reben hütete». Das tönt schon eher nach Bürgerwehr als nach Bergpredigt. Auf Betreiben dieses Pfarrers hin wurde im Jahr 1688 das Pfarrhaus erbaut, indem sich noch heute - nach 315 Jahren - äusserst gut und gerne leben lässt. Manchmal wünschte man sich, dass auch der Strassenlärm auf dem Pegel von damals geblieben wäre. Aber die Zeiten ändern sich, wie der Verfasser der Pfarrerchronik eindrücklich belegt. Dass er diesen Enblick ermöglicht hat, dafür sei Herbert Gübeli im Namen der Kirchgemeinde ganz herzlich gedankt.

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Herbert Gübeli

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Ausschnitt aus der Pfarrerchronik

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